Interview mit 
Ana Sikima

Zurück zur Übersicht über alle Interviews

Interview mit Ana Sikima (Mai 2004)

EKMS-Reporter: Wann warst du an unserer Schule?

Ana: 1992 bis 1996

EKMS-Reporter: Welche Schule hast du nach unserer Schule besucht?

Ana: Ich besuchte das Bundesrealgymnasium in der Waltergasse, im 4. Bezirk

EKMS-Reporter: Was machst du jetzt?

Ana: Ich studiere Publizistik und Anglistik an der Universität Wien und und Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität und bin jetzt im 8.Semester.

EKMS-Reporter: Wie war für dich der Umstieg nach der 4. Klasse bei uns in das Gymnasium?

Ana: Es war eigentlich ganz problemlos.

EKMS-Reporter: Waren in deiner Klasse viele Hauptschüler?

Ana: Nein, ich war die Einzige.

EKMS-Reporter: Warst du notenmäßig schlechter als die anderen?

Ana: Nein, ich war eher eine Durchschnitts-Schülerin, in Englisch war ich sogar bei den Klassenbesten. In Mathe hatte ich aber Schwierigkeiten, es war für mich viel schwieriger als in der Hauptschule.

EKMS-Reporter: Aber du hast die 4 Jahre trotzdem ohne Wiederholen geschafft?

Ana: Ja, ich war sogar in der 7. Klasse ein Jahr in Amerika und besuchte dort die Schule. Danach stieg ich wieder in die Maturaklasse ein.

EKMS-Reporter: Das geht so ohne Weiteres?

Ana: Die Professoren haben mir davon abgeraten, aber ich wollte gemeinsam mit meinen MitschülerInnen maturieren. In Mathe, Physik und Latein war schon sehr schwierig, aber dafür tat ich mir in Englisch umso leichter!

EKMS-Reporter: Wie war das Jahr in Amerika, kannst du es anderen Schüler empfehlen, auch einmal so etwas zu machen?

Ana: Auf jeden Fall! Obwohl die ersten paar Monate sehr schwierig waren. Ich musste einmal die Gastfamilie wechseln. 

EKMS-Reporter: Wie war die Schule?

Ana: Die Schule war toll!

EKMS-Reporter: Toll?

Ana: Viel einfacher als bei uns! Ich habe aber auch Sachen gelernt, die bei uns nicht im Lehrplan sind, zum Beispiel Maschinschreiben, Powerpoint-Präsentation, ich lernte überhaupt, mich selbst zu präsentieren. Dieser Bereich wird in Österreich wirklich vernachlässigt. Wenn ich in Österreich ein Referat halten musste, dann war das oft über ein Thema, das weder mich noch meine Mitschüler interessierte. In Amerika hingegen war jeder voll bei der Sache, wenn er oder sie eine "presentation" machte. Außerdem habe ich dort das Unterrichtsfach "driving education" belegt und bereits mit 17 den Führerschein gemacht. Schon allein dafür hat sich das Jahr in Amerika ausgezahlt! :-)

EKMS-Reporter: Hattest du nie Heimweh?

Ana: Doch am Anfang schon. Aber dann habe ich gelernt, dass ich mein Leben selbst in die Hand nehmen muss. Alles, was in Österreich meine Eltern für mich erledigten, blieb im Prinzip an mir hängen. Schon alleine in der Schule: Du musst auswählen, welche Gegenstände du besuchst, und welche Prüfungen du ablegst. Diese Entscheidung nimmt dir keiner ab. Allein dadurch bekommst du eine gewisse Selbstständigkeit. 

EKMS-Reporter: Als du noch bei uns warst, warst du eine sehr gute Schülerin! Warum bist du eigentlich nach der Volksschule nicht gleich in ein Gymnasium gegangen?

Ana: Meine damalige Volksschullehrerin meinte, dass ich noch nicht gut genug Deutsch kann, um das Gymnasium zu schaffen.

EKMS-Reporter: Ich kann mich nicht erinnern, dass du Sprachprobleme hattest!?

Ana: Ich bin ja erst in der 3. Volksschule mit absolut keinen Deutschkenntnissen nach Österreich gekommen. 

EKMS-Reporter: Das heißt, du bist nicht freiwillig an unsere Schule gekommen?

Ana: Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich ins Gymnasium gehe. Auf den Rat der Volksschullehrerin wählten sie dann "als Kompromiss" die Evangelische Hauptschule.

EKMS-Reporter: Und, glaubst du, dass es dir geschadet hat, die ersten 4 Jahre nicht im Gymnasium, sondern bei uns zu verbringen?

Ana: Also, wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass ich nirgendwo anders besser aufgehoben gewesen wäre, als hier. Mein "Unterstufenwissen" war mindestens so fundiert, wie das meiner MitschülerInnen in der Oberstufe. Wobei man sagen muss, dass es von meinen KollegInnen der 5. Klasse nur neun ohne zu Wiederholen bis zur Matura geschafft haben.

EKMS-Reporter: Momentan studierst du. Was sind deine weiteren Zukunftspläne?

Ana: Ab September bin ich für ein halbes Jahr in Italien und mache ein Auslandssemester an der Universität in Rom, um meine Italienisch-Kenntnisse zu perfektionieren.

EKMS-Reporter: Wie viele Sprachen sprichst du eigentlich?!

Ana: Deutsch, Englisch und Serbisch kann ich gut, Italienisch und Russisch muss ich noch verbessern.

EKMS-Reporter: Auf deinem Weg zur U-bahn am Karlsplatz bist du jeden Tag an Drogensüchtigen vorbeigekommen, die dort „herumhängen". Hat dich das sehr belastet? Hast du dich vor ihnen gefürchtet?

Ana: Ich habe diese Leute eigentlich gar nicht wirklich wahrgenommen. Ich finde das jetzt, als Erwachsene, viel schlimmer, als ich das als Kind empfunden habe. Es ist ja wirklich kein schöner Anblick, und ich kann mir vorstellen, dass es auf viele Leute abschreckend wirkt, wenn sie daran denken, dass ihr Kind an Drogensüchtigen vorbei gehen muss. Aber das kann einem heute ja leider überall in Wien passieren. 

EKMS-Reporter: Wenn du selber einmal Kinder haben wirst, könntest du dir vorstellen, sie auch an unsere Schule zu schicken?

Ana: Ja, ich kann es mir schon vorstellen, ich kann mir aber auch gut vorstellen, meine zukünftigen Kinder an eine internationale Schule zu schicken, wo sie mit möglichst vielen Nationen zusammen kommen und viele Sprachen lernen.

                                                                                                                                                                                                                                                            zurück zum Anfang der Seite