Wer schweigt stimmt zu!

                        Das Wir ist wichtiger als das ich!

 

Diese Parolen standen an der Tafel der 4b, als am Donnerstag, den 20.Oktober 2004 der Unterricht zu Ende, war. Wieder hatten alle vergessen, die Tafel zu löschen – sie sind aus der Klasse gegangen – lachend, plaudernd, haben die Sessel murrend auf die Tische gestellt – nicht aber die Tafel gelöscht. Sie sind aber an diesem Tag nachdenklich aus der Klasse gegangen, manche zögernd........so, als überlegten sie, ob sie nicht doch noch eine Frage hätten an den alten Herrn, der zurückblieb und seine Papiere fein säuberlich wieder in Ordnung brachte. Aber irgendwann musste ja Schluss sein.

Unser Gast war Dr. Franz Danimann. Ehemaliger Auschwitzhäftling weil im Widerstand tätig. Er hat Auschwitz überlebt, weil er – nach seinen Worten – das „Glück“ hatte, längere Zeit im Krankenlager tätig zu sein. Seine Schilderung des „Alltags“ in Auschwitz, des Zusammenlebens im Lager, der Ängste der Häftlinge beeindruckte mehr als jede Lektüre.

Von den SchülerInnen darauf angesprochen, erklärte er, dass er wohl oft mit dem Gedanken gespielt hat zu fliehen, er aber genau wusste, dass seine Chance gering war. Viel größer war die Chance des Erwischtwerdens und dann wäre nicht nur er „dran“ gewesen, sondern auch alle Mithäftlinge in seinem Umfeld. Es wäre auf alle Fälle sein Ende gewesen. Die Hoffnung nicht aufgeben, dass alles anders wird, für jeden Tag dankbar sein, den man überlebte – daran hat man sich festgehalten. Dafür lebte man.

Franz Danimann berichtet nicht nur Schreckliches aus der Vergangenheit, er bewegt die Herzen – er warnt vor Jasagen und Kritiklosigkeit, vor MainstreamdenkerInnen und Saubermännern/frauen. Er ruft heute noch zum Widerstand auf und dazu, sich einzumischen, wo es darum geht, das Unrecht zu demaskieren und für das Recht zu kämpfen.

Ulrike D. Steinert-Spitzer